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Drittel der Medizinstudenten will nach erstem Praktikum nicht mehr

Medizinstudierende empfinden ihren angestrebten Beruf als sinnstiftend und freuen sich auf den Patientenkontakt. Viele geben ihren Berufswunsch trotzdem früh auf.

Studium abschliessen und dann durchstarten – so stellen sich viele Medizinstudierende ihren Berufseinstieg vor. Ernüchterung kehrt aber oft bereits während des Praktikums im Wahlstudienjahr ein: Nach dem ersten Kontakt mit der Realität des ärztlichen Berufs überlegen 34 Prozent der angehenden Ärztinnen und Ärzte, ihren Berufswunsch aufzugeben, wie eine Umfrage der Vereinigung der Medizinstudierenden Swimsa zeigt.

Studienabbruch trotz Sinnhaftigkeit Laut der Umfrage bleibt das Interesse an der Medizin während des Studiums zwar hoch: Die Studierenden empfinden ihren Beruf als sinnstiftend und wählen ihn unter anderem wegen des direkten Patientenkontakts. Trotzdem erwägen rund 782 der 2300 befragten Medizinstudierenden, sich beruflich neu zu orientieren.

Druck und Überstunden Der Hauptgrund, um eine andere Karriere anzustreben, sind die Arbeitsbedingungen: hoher Druck, viel Bürokratie, massenhaft Überstunden. «Um das zu ändern, müssen jetzt alle Involvierten im Gesundheitswesen am gleichen Strang ziehen – auch die Parteien», sagt Swimsa-Präsidentin Valeria Scheiwiller auf Anfrage. Büroarbeiten bis um 3 Uhr nachts Scheiwiller ist selbst in ihrem Wahlstudienjahr und arbeitet in einer Psychiatrie, wo es ihr gut gefällt. Von ihren Kolleginnen und Kollegen hört sie aber immer wieder Horrorstorys, etwa von einer Assistenzärztin, die bis um drei Uhr nachts Büroarbeiten erledigen musste. Oder von Menschen, die sechs Jahre studieren und sich auf den Kontakt mit den Patienten und Patientinnen freuen, diese aber nur zwei Stunden pro Tag sehen.